"Ich begann meinen Weg als Maler mit dem Kubismus. Meine großen Vorbilder waren Juan Gris und Pablo Picasso in seiner analytischen Phase. Der Begriff "Form" war es, den ich aufspüren und erreichen wollte und zwar über die Geometrie."

"Lerne einen Herrn Otto Mühl und einen Herrn Alfred Hrdlicka kennen. Ersterer malt wie Cézanne, gleich darauf wie Oskar Schlemmer und, als ich bei Cézanne ankomme, schon wie Paul Klee. Er imponiert mir unheimlich."

"Da erkannte ich, dass die Art von Malerei, die ich bis dahin betrieb, nicht mehr weiterführen konnte, und warf über Nacht alles um. Am Morgen erwachte ich dann sozusagen als Tachist."

"Das sogenannte 'Schöne' war für mich und für eine Reihe von Künstlern obsolet geworden. Das Verdrängen von ungeheuerlichen obszönen Grausamkeiten, die ja vor noch gar nicht langer Zeit Volksübung waren, war meine Sache nicht. Der Krieg mit allen Konsequenzen war ja noch stark in meiner Erinnerung. Man konnte nicht die Tür zur Wirklichkeit zuschlagen und im Atelier verlogene Schönheit und Stimmigkeit absondern. Das 'Gestaltenwollen' hatte einen anderen Sinn bekommen."

"Die weggeworfenen, vergessenen Gegenstände habe doch mit dem Menschen viel zu tun. In einer weggeworfenen Matratze gibt es nach meiner Meinung mehr Leben als im Marmor, es hängt mit ihr das ganze Menschenleben zusammen ? die Geburt, die Liebe, auch der Tod, die Krankheit und auch das Glück."

"Begonnen hat es mit DADA. DADA machte Tabula rasa im ästhetischen Bereich und schaffte damit Platz für das Eindringen des Wirklichen."

"Kunst muss nicht schön sein, aber wahr."

"Ich habe immer ein Problem mit der Illusion gehabt. Man kann Wirklichkeit nicht besser darstellen als mit Wirklichkeit. Wenn ich einen Patzen Lehm soweit auf einem Bild erhalten kann, dass er ein Patzen Lehm bleibt, dann brauche ich Lehm nicht darzustellen. Man braucht nicht den Trick des Darstellens, wenn man Realität einfließen lassen kann."

"Ich versuche nicht, ein schön-ästhetisches Menschenbild herzustellen. Die Realität nehme ich an, und die ist auch schön und wahr, wenn sie hässlich ist."

"Diese Figur zu befreien von dieser historisch-romantischen Vorstellung, dass Akt eine schöne Frau, ein schöner Mensch ist ? das ist alles ein Blödsinn. Ein Mensch ist schön oder nicht schön, aber wer das bestimmt, bin sicher nicht ich."

"Ich stelle Geschöpfe dar, die zu ihren Artgenossen sagen: du bist ein Mensch wie ich, und darum habe ich Angst vor dir. Und ich male dann die Einsamkeit ? seine und meine und deine Einsamkeit ?, die aus Angst, Misstrauen und Mitleidlosigkeit zusammenwächst."

"Mein Interesse am Abseitigen des Lebens brachte mich auch bald auf anonyme Wandzeichnungen, auf Kritzelbilder und ich sah, dass diese Äußerungen alle gegenständlich waren ? alle sich mit dem Menschen beschäftigten, seinen Nöten, seinen Leidenschaften ? seinen Sehnsüchten."

"Ich interessiere mich für das, was man heute in Österreich zustandsgebundene Kunst nennt, seit dem ersten staunenden Zusammentreffen mit ihr. Wahrscheinlich war es mein Künstlerkollege Jean Dubuffet, der mich darauf stieß, als ich ihn in den sechziger Jahren in Paris besuchte, und der mich ein paar Tage darauf in seine Sammlung "Art Brut" in die Rue des Sevres lud."

"Die menschliche Imagination arbeitet expansiv und allegorisch. Man kann kein Objekt für mehr als einen Moment "denken". Man kann den vagabundierenden Gedanken nicht stoppen ? nicht abstellen das Auf und Ab, Drunter und Drüber des Gehirns. Das Fremde bereichert mir das Bild; es sprengt mir oft die Bildebene und den Rahmen, führt mit dem plastischen Element in den Raum. Es setzt mir Spannungen."

"Ich möchte, dass der Künstler durchaus seine politische Verantwortung auf sich nimmt, sich als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft fühlt, dass er sich artikuliert als dieses, und dass er dieses Selbstverständnis ? ein sehr wesentlicher Teil der Gesellschaft zu sein ? immer wahrnimmt."

"Die Lehre der Kunst ist in der Form schwieriger geworden, wie die Kunst beiläufiger wurde ? und der Kunstbetrieb allgegenwärtig. Kunst aber braucht Distanz vom Alltäglichen. Jede Ausbildung kann nur in 'konservativer' Form erfolgen (fragen Sie Ihren Flugzeugpiloten, Heilmitteltechniker, Aufzugsmechaniker oder Arzt); Es gibt keine Lehrstühle für Avantgarde."

"Die Meisterklasse ist vielmehr der Ort des Geschehens selbst, der Raum für die Aura des Kunstumgangs, Milieu zur Erfahrung von Kreativität, Behältnis für ein künstlerisches Klima, das den Studenten Schutz, Hilfestellung auf Fragen, Information ebenso bei Bedarf anbietet wie eine Hülle von Geborgenheit zu ungestörter Arbeit."

"Ich habe große Sehnsucht nach Transzendenz. Ich möchte es nicht einmal Gott nennen, weil das Wort so vermenschlicht und belastet ist. Das Religiöse interessiert mich sehr. Wenn man will, sind alle meine Bilder, auch die grellsten, geilsten, hässlichsten, die fast blasphemischen, religiöse Bilder."

"Ich schlage mit meinen Bildern die Bewältigung einer Gesellschaft vor, die sich schon lange an das System der Verdrängung gewöhnt hat. Bewältigung setzt aber Bewusstmachen voraus, und Bewusstmachen heißt Aufdecken."

"Der Künstler beginnt dort, wo für andere die Fakten enden."

"Ich sage voraus, dass die Frauen Adolf Frohners zu Klassikern werden, wie es zum Beispiel die von Modigliani, von Casorati, von van Dongen, von Kisling und De Kooning geworden sind. Im Leben gibt es diese unschönen und unregelmäßigen Typen, krumm und unangenehm, die jedoch eine unterirdische Anziehung ausüben. Diese feine Zweideutigkeit, übertragen in eine stilistische Verschärfung, ist der Schlüssel für das Tor zu diesem verführerischen Künstler, in Zusammenhang mit welchem ich schon Namen wie Kirchner, Nolde, Bacon, und De Kooning als weite Verwandtschaft gehört habe."

(Dino Buzzati, 1970)